McDougall's Experiment [erweiterte Version auf Englisch]

Die Thesen zur Evolution von Psychonen (Seelen) werden durch McDougall's Experiment zur Vererbung einer speziellen Lichtphobie bei Ratten gestützt. Auf dieses Experiment folgten zwei weitere (von Crew und von Agar, Drummond & Tiegs) mit dem Ziel, McDougall's Resultate zu widerlegen. Das Experiment der Agar-Gruppe ist aussagekräftiger als das von Crew, denn es werden weniger (bewusste oder unbewusste) Vorkehrungen getroffen, um ein mögliches Auftreten des Effekts zu verhindern: Z.B. wird in Crew's Experiment der entsprechende Lichtreiz erst dann mit einer Bestrafung verknüpft, nachdem die Ratten ein Alter von 75 Tagen erreicht haben, während in den beiden anderen nach einer kurzen Einführungsphase im Versuchsapparat diese Verknüpfung schon im Alter von etwa 30 Tagen beginnt (A2, S.167). Da Experimente umso glaubhafter sind, je stärker sich das Resultat vom erhofften unterscheidet, wird im Folgenden primär nicht McDougall's sehr überzeugendes Experiment sondern das der Agar-Gruppe behandelt.

Da die Lichtphobie nicht genetisch sondern metempsychotisch (durch Seelenwanderung) weitergegeben wird, kann eine Verbesserung beim Erlernen, einen beleuchteten Gang zu meiden, nur dann auftreten, wenn es sich beim Nachwuchs um Seelen von Ratten handelt, die das Experiment schon früher gemacht haben. Seelen werden mit erhöhter Wahrscheinlichkeit unter ähnlichen Bedingungen wieder geboren. So könnte die Tatsache, dass es sich bei allen drei Experimenten um Ratten desselben Inzuchtstamms handelt, erklären, dass bei Crew und der Agar-Gruppe viel früher als bei McDougall vereinzelt Ratten auftraten, die das gewünschte Verhalten sofort lernten.

Im Experiment der Agar-Gruppe wurden Ratten, die alle vom selben Paar eines Inzuchtstamms abstammen, in eine Test- und eine Kontrolllinie eingeteilt. In der Testlinie wurden alle Ratten trainiert, und die Folgegenerationen stammen immer von trainierten Ratten ab. In der Kontrolllinie wurden die Eltern der jeweiligen Folgegeneration vom Training ausgenommen. Alle Ratten wurden gekennzeichnet und gemeinsam gehalten. Die Agar-Gruppe bestätigte die von McDougall gefundene Verbesserung der Lernfähigkeit. Die Kontrolllinie verbesserte sich aber parallel mit der Testlinie. Weil die Ratten der Kontrolllinie nur untrainierte Vorfahren haben, ist McDougall's These, die Verbesserung sei auf eine lamarckistische Vererbung zurückzuführen, widerlegt.

Die Agar-Gruppe möchte den Eindruck erwecken, es gebe nur periodische Schwankungen in der Lernfähigkeit, und begründet dies mit einem Rückgang der Lernfähigkeit nach der 28. Generation. Dass zwischen Generation 28 und 33 aber im Gegensatz zu vorher extreme Inzucht (Geschwisterpaarungen) betrieben wurde, erfährt man nur am Rande (A3, S.116). So hat auch der Rückgang der Lernfähigkeit der 18. Generation seine Ursache in radikalen Änderungen der Lebensbedingungen der 17. Generation (A4, S.318). Zudem wurden gegen Ende des Experiments verschiedene Kreuzungen zwischen Test- und Kontrollratten zur Ermittlung genetischer Differenzen durchgeführt. Aber je mehr Ratten gleichzeitig vorhanden sind, desto grösser wird der Anteil an Ratten, deren Seelen das Experiment noch nie oder nur selten ausgeführt haben.

Eine gewisse Fluktuation der Rattenseelen im Verlauf des Experiments ist anzunehmen. Die durchschnittliche Lernfähigkeit aller Ratten einer Generation ist kein ideales Mass, um die Psychonen-These zu testen. Denn das Auftreten vieler Ratten, die das Experiment in früheren Leben noch nie oder nur selten gemacht haben, kann den Durchschnitt stark beeinflussen. Deshalb sind in der folgenden Tabelle nur die jeweils zehn besten Ratten von Test- und Kontrolllinie angegeben. Die dritte 'Durchschnitt'-Spalte gibt die durchschnittliche Fehlerzahl der zehn besten Ratten an, unabhängig davon, ob diese in der Test- oder Kontrolllinie geboren wurden.

Die Zahlen sprechen für sich. Hätte sich der Agar-Gruppe eine Möglichkeit geboten, mit Ratten eines untrainierten anderen Stamms ähnliche Resultate wie bei den Generationen 14 bis 28 zu erzielen, hätte sie diese sicher ergriffen, um die These der periodischen Schwankungen der Lernfähigkeit zu stützen. Aber McDougall's diesbezügliche Versuche sprechen dagegen (M4, S.326).

M4: McDougall (1938), Forth report on a Lamarckian experiment, Brit. J. Psychol. 28, 321-345

A2: Agar, Drummond & Tiegs (1942), Second report on a test of McDougall's experiment , J. Exp. Biol. 19, 158-167

A3: Agar, Drummond & Tiegs (1948), Third report on a test of McDougall's experiment , J. Exp. Biol. 25, 103-122

A4: Agar, Drummond, Tiegs & Gunson (1954), Forth report on a test of McDougall's experiment , J. Exp. Biol. 31, 307-321

Gene-ration

Anzahl Ratten

*

Durch-schnitt

Durch-schnitt

Durch-schnitt

2.

15

21

24

28

28

34

38

40

40

42

46

34.1

29.6

7

24

30

35

36

36

37

56

36.3

3.

25

11

14

20

25

26

30

32

32

35

36

26.1

21.0

24

17

20

22

27

28

29

32

33

34

39

28.1

4.

19

18

18

19

20

23

24

24

25

27

31

22.9

18.2

23

12

15

18

18

21

27

28

29

29

30

22.7

5.

22

2

21

24

25

27

31

31

34

35

39

26.9

22.5

20

17

23

28

29

29

32

32

35

35

35

29.5

6.

22

18

19

20

20

24

26

29

29

29

30

24.4

12.4

22

3

5

8

9

13

13

17

19

20

22

12.9

7.

31

0

3

16

16

18

18

19

19

19

23

15.1

11.2

33

8

9

11

15

16

21

21

21

24

24

17.0

8.

41

1

6

8

10

17

18

19

19

20

22

14.0

8.5

16

3

4

6

13

17

18

21

24

24

27

15.7

9.

12

1

2

2

5

6

12

16

20

21

25

11.0

7.3

47

4

12

14

15

17

18

19

20

21

21

16.1

10.

13

2

16

18

18

19

19

19

21

26

27

18.5

15.0

37

12

14

15

17

19

20

21

22

25

25

19.0

11.

44

5

8

8

10

12

15

16

16

16

17

12.3

7.2

60

5

6

6

6

8

10

10

11

13

16

9.1

12.

36

3

14

20

20

20

21

21

23

24

24

19.0

5.3

33

3

3

3

4

5

6

6

7

13

13

6.3

13.

38

2

3

4

5

8

9

10

10

10

10

7.1

7.1

11

10

10

24

26

30

31

36

38

40

141

38.6

14.

50

1

1

2

2

2

2

3

3

3

4

2.3

2.2

37

3

3

4

5

5

5

5

6

6

7

4.9

15.

49

1

3

4

5

6

7

8

8

8

8

5.8

4.5

50

4

5

5

6

6

7

8

9

11

11

7.2

16.

50

3

3

4

4

5

5

6

9

10

11

6.0

3.4

50

2

2

2

4

5

5

6

6

6

7

4.5

17.

80

0

0

1

1

2

2

2

2

3

3

1.6

1.3

50

1

2

2

3

4

4

4

4

7

8

3.9

18.

50

0

6

8

9

12

14

15

15

16

17

11.2

6.2

50

3

4

6

8

9

9

10

14

14

16

9.3

19.

50

0

1

1

2

2

3

5

5

5

7

3.1

1.6

50

1

2

2

2

5

6

6

6

6

7

4.3

20.

50

0

5

6

6

7

8

12

12

12

13

8.1

2.2

50

0

0

1

2

3

3

3

5

7

7

3.1

21.

50

0

2

2

2

3

3

6

7

9

10

4.4

1.9

34

0

2

2

3

4

4

5

5

5

5

3.5

22.

48

0

0

0

0

0

0

0

0

1

1

0.2

0.1

50

0

1

1

3

3

4

5

6

6

10

3.9

23.

49

0

0

2

3

3

4

4

5

5

6

3.8

2.3

50

0

3

4

6

9

10

10

10

11

12

7.5

24.

50

0

2

4

6

6

9

10

12

13

13

7.5

1.9

49

0

1

2

2

2

3

3

4

5

5

2.7

25.

50

0

0

0

1

1

1

1

2

3

4

1.3

1.1

50

2

3

3

6

7

9

9

9

10

10

7.8

26.

50

1

2

2

2

4

4

5

5

5

5

3.5

3.4

50

4

5

5

6

6

6

6

7

7

7

4.9

27.

39

1

2

3

3

4

4

5

5

5

5

3.7

3.2

50

3

4

4

4

4

5

5

6

6

6

4.7

28.

50

0

0

1

1

1

1

2

3

3

4

1.6

1.6

47

4

5

6

6

6

7

8

8

8

8

6.6

* Fehleranzahl der jeweils 10 besten Ratten von Test- (jeweils 1. Zeile) und Kontrolllinie (jeweils 2.Zeile)


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