Konklusion

Ich glaube, wir dürfen es uns leisten, allgemein anerkannte wissenschaftliche Theorien von neuem kritisch zu analysieren. Dies soll keineswegs die Leistung ihrer Autoren schmälern, wir dürfen jedoch auch nicht die Tatsache ausseracht lassen, dass uns heute viel mehr Beobachtungsmaterial und Erkenntnisse zur Verfügung stehen als denjenigen, die zum ersten Mal eine Theorie zu einer Problemstellung formuliert haben.

So war Einsteins Raumkrümmung in seiner Epoche gewiss revolutionär, heute jedoch muss der Versuch, hierfür die Zeit zu benutzen, doch eher konservativ anmuten, da in physikalischen Gleichungen die Zeit schon immer als Begleiter des dreidimensionalen Raumes aufgetreten war. Wenn man folgende drei Grundsätze für wissenschaftliche Theorien aufstellt,

1.      Widerspruchslosigkeit

2.      Vorstellbarkeit

3.      Minimum an (neuen) Konzepten

so erreicht Einsteins Relativitätstheorie sicher das Optimum für den dritten Punkt, jedoch unter Aufgabe der ersten zwei. Das zeigt sich z.B. auch an Einsteins Versuch, die für die Endlichkeit des Universums notwendige echte Raumkrümmung auf die scheinbare, durch die Gravitation verursachte, zurückzuführen.

Die "Nicht-Vorstellbarkeit" der modernen Physik liegt in keiner Weise daran, dass wir nur eine dreidimensionale Umwelt erfahren können. Wir sind vom Denken her nicht an drei Dimensionen gebunden. Stellen wir uns einen Bewegungsablauf oder die Änderung der Form eines Körpers so oft vor, bis wir ihn oder sie als Ganzes gleichzeitig überblicken können, so haben wir den Sprung zur vierten Dimension in gewisser Hinsicht bereits vollzogen. Ich wage zu behaupten, dass "prinzipielle Nichtvorstellbarkeit" von wissenschaftlichen Theorien einzig und alleine auf darin enthaltene Widersprüche zurückzuführen ist.


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