Maschinelle und lebende Systeme

Ein wesentlicher Unterschied zwischen maschinellen und lebenden Systemen liegt im Umgang mit Störungen. Bei Computern oder vollautomatischen Fabriken führen schon kleine Beschädigungen und Behinderungen zu einem völligen Funktionsausfall, der nur von aussen behoben werden kann. Das Verhalten eines lebenden Systems wie z.B. einer Stadt, eines Ameisenhaufens oder Regenwurms zeichnet sich durch grosse Indifferenz gegenüber kleinen Störungen und durch Regenerationsfähigkeit von innen aus.

Wenn eine mechanische Rechenmaschine zwei Zahlen multipliziert, ist es sinnlos, von Wahrnehmung der zwei Zahlen oder des Resultats durch die Rechenmaschine zu sprechen. Auch wenn ein Computer darauf programmiert wird, Dinge zu erkennen, hat das mit Wahrnehmung im ursprünglichen Sinn nichts zu tun. Ein Output wie z.B. "das ist ein Dreieck" wird aus dem Input genauso mechanistisch erzeugt, wie das Resultat der Rechenmaschine aus den zu multiplizierenden Zahlen.

Ein Roboter, der regelmässig an einer Steckdose Strom tankt, nimmt die Steckdose nicht wahr, denn Wahrnehmung setzt ein wahrnehmendes Subjekt voraus. Das Verhalten des Roboters ist nur kausal-mechanistisch determiniert, obwohl es einem offensichtlichen Zweck dient. Das heisst aber nicht, dass kausal-mechanistische Gesetze ausreichen, zweckmässiges Verhalten zu erklären. Denn die Entstehung solcher Roboter kann nicht kausal-mechanistisch erklärt werden.

Oft wird von lernfähigen Computersystemen gesprochen. Hierbei handelt es sich aber um keine echte (kreative) Lernfähigkeit, sondern die Lernfähigkeit spielt sich nur in einem vom Programmierer vorgegebenen Bereich ab und besteht im Wesentlichen im Anpassen von Parametern und Sammeln zusätzlicher Daten. Konsequente Reduktionisten sehen sich gezwungen, auch Computern Bewusstsein zuzusprechen. Die vielen offensichtlichen und fundamentalen Unterschiede zwischen Gehirn und Computer werden ignoriert.


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